Sie vertrauten ihm blind und mussten die Konsequenzen tragen.
Expand | ||
---|---|---|
| ||
Ein Wissenschaftler untersuchte das Verhalten von sozialen Spinnen und sozialen Insekten. Seine Forschung war bahnbrechend und er machte rasch Karriere. Er kooperierte mit vielen Forschenden bei der Auswertung seiner Experimente und gemeinsam entstanden so zahlreiche vielzitierte wissenschaftliche Artikel. Doch dann kamen Zweifel an seinen Ergebnissen auf. Als einige seiner Co-Autor:innen seine Rohdaten genauer ansahen, fielen ihnen schnell Ungereimtheiten auf, wie z.B. identische Daten zu verschiedenen Individuen. Er konnte auch nicht belegen, woher in Experimenten verwendete Tiere stammten oder welche Individuen genau untersucht worden waren [1]. Auch bei weiteren Artikeln wurden auffällige Daten entdeckt; mehr als ein Dutzend seiner Artikel musste nach eingehender Prüfung zurückgezogen werden. Eine mehrjährige Untersuchung seiner Universität kam zu dem Schluss, dass er bewusst und vorsätzlich Daten verfälscht oder komplett erfunden hatte. In der Folge verlor er seine Position. Doch nicht nur er selbst hatte die Konsequenzen zu tragen: mehr als 50 seiner Co-Autor:innen der zurückgezogenen Artikel hatten mit den Folgen zu kämpfen. Darunter waren viele Doktorand:innen und Nachwuchswissenschaftler:innen, die am Anfang ihrer Karriere standen [2]. Viele wären nie auf die Idee gekommen die Daten ihres Betreuers bzw. des Kollaborationspartners ihres Betreuers in Frage zu stellen. Bei einigen verzögerte sich die Promotion, andere hatten Schwierigkeiten bei der Stellensuche, und alle mussten verlorenes Vertrauen bei den eigenen Kollaborationspartner:innen wieder aufbauen. Nicht zuletzt wurden erhebliche Forschungsgelder darauf verwendet, die vermeintlich spektakulären Ergebnisse zu replizieren – was natürlich nicht gelang. Dieser Fall sensibilisierte sowohl wissenschaftliche Verlage als auch viele Forschende dafür, bei spektakulären Analysen immer auch die Rohdaten kritisch zu überprüfen. Inzwischen ist es üblich, dass Autor:innen nicht nur ihre Manuskript bei Verlagen einreichen, sondern auch Zugang zu den Rohdaten gewähren müssen, bevor ein wissenschaftlicher Artikel veröffentlicht wird. Außerdem gibt es inzwischen immer mehr Forschende, die mit Open Science ähnliche Fälle in Zukunft verhindern wollen: Die "Society for Open, Reliable, and Transparent Ecology and Evolutionary Biology" (SORTEE) [3] ist ein weltweiter Zusammenschluss von Forschenden und Studierenden, die Open Science in der Ökologie und Evolutionsbiologie verankern wollen. Allgemein gilt: Außergewöhnliche Aussagen brauchen außergewöhnlich gute Daten, um sie zu belegen. Quellen: 1 https://www.science.org/content/article/university-investigation-found-prominent-spider-biologist-fabricated-falsified-data |